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Er wollte mich malen

    Von einem Arbeitskollegen hatte ich mich eines Tages überreden lassen, ihm Modell für ein Aktbild zu stehen. Keinen Ölschinken wollte er, sondern ein Aquarell. Das war mir allerdings ziemlich egal, denn ich ahnte, dass sich das vom Zeitaufwand nicht sehr viel nehmen würde. Um ganz ehrlich zu sein, ein paar Hintergedanken hatte ich schon. Bastian gefiel mir ausnehmend gut und ein fabelhafter Kollege und Kumpel war er, wenn auch mitunter ein wenig schrullig und vor allem schüchtern. Es war überhaupt ein Wunder, dass er mich gefragt hatte, ob er mich malen durfte. Allerdings, eine andere Frau hätte er gleich gar nicht gefragt. Einmal hatten wir uns während eines Betriebsausflugs auf einem Dampfer schon geküsst. Zwei Tage hatte ich damit gerechnet, dass mehr daraus wurde. Schade, Bastian zog sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.

    Nun stand ich auf dem Dachboden des Mietshauses im improvisierten Atelier unschlüssig vor ihm. Für einen Moment war ich selbst schüchtern. Ist ja auch gar nicht so einfach, sich vor den Augen eines begehrten Mannes splitternackt auszuziehen, wenn da gar nichts von Liebe im Spiel ist und er es nicht gleichzeitig tut. Nur ein kleines Weilchen war mir meine Nacktheit unangenehm. Als ich seine Hose betrachtete, wurde ich freier und keck. Ich rief ihm zu: „Du solltest lieber Landschaften oder Blumen malen.“
    „Oder nicht so verdammt schöne Frauen“, antwortete er mit belegter Stimme.
    „Du kommst doch vor Aufregung gar nicht zum Malen. Hast du überhaupt schon mal einen Akt gemalt?“

    Mir war es nicht unangenehm, dass er bei seinem Kopfschütteln auf ein paar Stapel seiner Bilder zeigte. Ich hatte so viel Ruhe, sie mir flüchtig anzusehen. Es waren tatsächlich viele Landschaften, allerdings auch ein paar Porträts. Ein einziger Halbakt war dabei, der eigentlich den Namen nicht verdiente. Die winzigen Brüstchen waren wirklich nicht dazu geschaffen, auf einem Bild verewigt zu werden.

    Mir wurde ein bisschen mulmig, wie er mich auf seinen Sockel wollte. Mit leicht geöffneten Beinen sollte ich mich hinknien und in meine schwarze Mähne greifen, als würde ich mich genüsslich recken und strecken. Ich fragte mich sofort, wie lange ich die Haltung wohl beibehalten konnte. Ich musste mein Lachen krampfhaft unterdrücken. Seine Staffelei war in einer solchen Höhe, dass ich durch das Gestell einen Blick auf seinen Schoß hatte. Es sah zu ulkig aus. Oben bewegte sich der Arm, um die Farbe auf den Grund zu bringen und unten bewegte sich fast im gleichen Rhythmus die heftige Ausbuchtung seiner Hose. Er schien es gar nicht mitzubekommen. Was er mitbekam und auch sofort rügte, das war mein unwillkürlicher Griff in meinen Schoß. Das Kitzeln war mit der Zeit so intensiv geworden, dass ich einfach mal zugreifen musste. Das macht man halt so, wenn es zu heftig irgendwo juckt.

    „Kannst du nicht ein Weilchen stillhalten“, rief er ärgerlich.
    „Dann schau mal an dir runter“, spöttelte ich, „da ist überhaupt nichts mehr still.“
    Noch zehn Minuten stand ich ihm, dann winselte ich um eine Pause. Rasch zog er ein Tuch über seine Arbeit, als ich um die Staffelei herum ging. Er raunte ungehalten: „Erst wenn es fertig ist, darfst du es sehen.“

    Ich stand so dicht bei ihm, dass ich mir meinen Wunsch endlich erfüllen musste. Behutsam strich ich über seinen Schoß. Postwendend wurde mir eine Antwort gezuckt.
    Ich stippte meinen Finger in die braune Farbe und machte ihm zwei Striche unter die Augen. Er verharrte einen Moment, dann machte er mit roter Farbe zwei Kreise um meine Brüste. Sofort revanchierte ich mich mit zwei roten Punkten auf seine Brustwarzen. Gleich wurde er übermütig. Er drückte Tuben auf die Palette aus und begann meinen Körper systematisch mit den Fingern bunt zu machen. Erst sah es ziemlich ungeordnet aus, wie er die farbigen Striche setzte. Schließlich waren hübsche Ornamente zu erkennen. Am schönsten sahen meine kugelrunden Brüste aus. Ich drückte meinen beschmierten Körper einfach an seinen und machte ihn ebenso bunt. Dazu trafen sich zum ersten Mal unsere Lippen zu einem verzehrenden Kuss. Ein bisschen bedenklich wurde mir, weil er mit einer Hand nach einer Brust schnappte, sie streichelte und mit der anderen in meinen Schritt griff. Ich machte mir Gedanken, weil seine Hände über und über voll Farbe waren. Sein zärtliches Streicheln verscheuchte die bangen Gedanken und löste sie mit herrlichen Gefühlen ab. In mir schien sich der gewaltige Stau zu entspannen, der sich angesammelt hatte, während ich splitternackt vor meinem Maler gestanden hatte.

    Voller Übermut drückte Bastian meinen Körper mit der noch frischen Farbe an die weiße Wand. Wir ergötzten uns beide daran, wie sich meine Rundungen abzeichneten. Ich hatte noch etwas nachzuholen. Ein Stück Mann gab es, das so gut wie noch keine Farbe abbekommen hatte. Mit zittrigen Fingerspitzen malte ich um das gute Stück Ringe in allen Regenbogenfarben. Das war gar nicht so einfach, weil der Junge unter meinen Fingern wild zuckte und pochte. Endlich war es gelungen. Schmuck sah er aus. Ich hatte allerdings ein Eigentor geschossen. So konnte und wollte ich ihn nicht bei mir einschlüpfen lassen. Nicht mit diesen Farben! Lange blieben die allerdings in ihrer Klarheit nicht erhalten. Meine Faust machte sich langsam selbstständig und verwischte die schönen Farbringe zu einem undefinierbaren Wirrwarr. Wie erstarrt stand Bastian vor mir, als erwartete er ein Wunder. Wie Recht er hatte. So schnell hatte ich allerdings nicht damit gerechnet.

    Der junge Mann glaubte wohl, sich und mich noch einmal in Stimmung bringen zu müssen. Er setzte das bizarre Spiel mit den Farben einfach fort. Hübsch dekorierte er noch die Innenseiten meiner Schenkel und auch den Po, wie er mir dann im Spiegel zeigte. Viel mehr, als von den Farben, hatte ich natürlich von seinen streichelnden und pinselnden Fingern. Irgendwann fragte der dumme Kerl doch tatsächlich: „Bist du jetzt etwa gekommen?“ Das war ja wohl bei seinem extravaganten Spiel kein Wunder. Gesaut hatten wir genug. Nun war ich froh, dass er mich selbst unter die Dusche schleppte. Ich hatte nicht erwartet, wie lange wir seifen und reiben mussten, um alles wieder von der Haut zu bekommen, was inzwischen schon angetrocknet war. Herrlich allerdings, wie wir es gegenseitig an uns taten. Als ich zwischen den Schenkeln wieder blitzsauber war, konnte sich Bastian nicht länger zurückhalten. Er wollte nun auch schmecken, ob die Farbe vollkommen beseitigt war. Ich lehnte mich voller Spannung an die Kachelwand und ließ ihn gewähren. Lange allerdings nicht, dann drückte ich seinen Kopf ganz fest an mich und verriet ihm mit meinem Hecheln, wie gut es mir gerade ging.

    Bei ihm hatte ich noch viel nachzuholen. Die verwischte Farbe zierte noch sein bestes Stück. Diesmal passte ich gut auf, dass es bei meiner intensiven Reinigung keinen Fehlschuss geben konnte. Ich achtete auf seinen Atem und verfolgte, wie sich sein Zittern und Beben langsam steigerte. Es tat mir zwar ein bisschen leid, dass ich kurz vor dem schönsten Moment von ihm ablassen musste. Dafür wurden wir schon Minuten später in seinem Atelier entschädigt. Er schob auf der großen Holztafel einfach alle Malutensilien zur Seite und legte mich lang. Liebend gern ergab ich mich in mein Schicksal. Mach mit mir, was du willst, dachte ich, aber mach endlich etwas. Ich hatte mich nicht zu beklagen. Glückselig und wie in Trance verließ ich später sein Atelier und war mir sicher, dass ich es so mit noch keinem Mann erlebt hatte. Ich griente, als ich merkte, dass die Finger meiner Hände nicht reichten, um die Höhepunkte zu zählen.