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Familientreffen

    Mit Unmut sah ich den geplanten Termin des jährlichen Familientreffens immer näher kommen. Dieser so genannte Familienrat war eigentlich etwas für die älteren Herrschaften, die noch sehr an den alten Traditionen des Hauses klebten. Die meisten jungen Leute sahen alles lockerer. Ich weiß gar nicht mehr genau, wieso ich vor drei Jahren in den erlauchten Kreis gekommen war. Schließlich war ich erst fünfundzwanzig, unverheiratet und ohne Nachwuchs. Ich schluckte eben die bittere Pille. Immerhin gab es ja auch einige freudige Wiedersehen mit Verwandten, die man sonst das ganze Jahr nicht sah. Einer dieser freudigen Momente war das Zusammentreffen mit Cousin Georg. Schon im vergangenen Jahr hatten wir heftig miteinander geflirtet. Leider war es der letzte Abend gewesen und ihm hatte es sicher an Mut gefehlt, mich nach dem Abschlussball in meinem Zimmer aufzusuchen. Er hätte offene Türen aufgestoßen. Ich hatte lange in einem süßen und sehr kurzen Nachthemd auf meinem Bett gelegen und hätte liebend gern beim ersten Klopfen herein gerufen. Er war nicht gekommen und ich mit einem Kopfkissen zwischen den kribbelnden Schenkeln eingeschlafen.

    Nun freute ich mich, dass auch in diesem Jahr Cousin Georg einer der ersten war, der mich begrüßte. Mein Frust über das unliebsame Familientreffen war wie weggeblasen. Das Wetter war herrlich. Schon am ersten Nachmittag küssten wir uns hinter dichten Büschen und er wagte den ersten Griff zu meinen Brüsten. Noch ein bisschen fester griff er zu, dann tadelte er scherzhaft: „Entspricht es neuerdings den guten Sitten, dass sich ein Komtesschen ohne Büstenhalter in Gesellschaft begibt?“

    Cool reagierte ich: „Denk mal an die Kapriolen des Prinzen von Anhalt. Was der sich alles in der Öffentlichkeit wagt. Außerdem geht niemand etwas an, wie es bei mir drunter aussieht. Wer weiß, vielleicht bin ich auch unten ohne.“ Das war mir gleich peinlich, weil es geradezu eine Aufforderung war, einen Griff unter meinen Rock zu tun. Ich hatte Glück. Onkel Friedrich kam gerade um die Ecke und drohte scherzhaft mit dem Finger, weil Georg noch den Arm um mich hatte.

    Durch einen kleinen Schwindel gelang es Georg, bei Tisch neben mir zu sitzen – genau genommen am Tisch um die Ecke herum. Als er seine Serviette fallen ließ und für meinen Geschmack zu lange brauchte, um sie aufzuheben, roch ich den Braten. Offensichtlich wollte er sich vergewissern, ob ich wirklich unten ohne war. Bei seinem Griff zu meinem Knie drückte ich das nur noch fester an das andere. Beim Dessert machte Georg den nächsten Versuch. Diesmal wollte ich ihm einen Erfolg gönnen. Ich öffnete meine Schenkel und ahnte, wie enttäuscht er war. Sicher sah er nur, wie sich ein paar wilde Löckchen an dem schmalen Streifen des Strings herausdrückten. Vielleicht machte es ihn noch an, dass ich knallrote Dessous angelegt hatte. Ich konnte nicht ahnen, dass da noch was für Männeraugen war. Viel später verriet er mir mit ziemlicher Schadenfreude, dass sich der Steg meines Strings ziemlich in den süßen Schlitz eingezogen hatte, sodass seine Einsicht doch viel reizvoller war.

    Meine freizügige Reaktion hatte Georg zumindest ermutigt, bei mir zu fensterln. Das natürlich auf standesgemäße Weise. Er konnte mein Zimmer über den Balkon erreichen, der sich über die ganze Länge der ersten Etage zog. Ich erschreckte nicht schlecht, als ich das Klopfen an der Scheibe hörte. Selbstvergessen lag ich auf dem Bett. Das sowieso sehr kurze Hemdchen war über den Nabel hinaufgerutscht und meine Hand lag streichelnd im Schoß. Ich war wohl gerade der Welt weit entrückt gewesen. Im ersten Moment war mir das Klopfen eine unliebsame Störung bei herrlichen Gefühlen, die sich gerade anbahnten. Gleich aber stürzte mich die Situation in tiefe Peinlichkeit. Ich drückte den Schalter der Nachttischlampe. Im dunklen Zimmer ging ich zur Balkontür und fragte ziemlich schnippisch: „Belauschst du immer kleine Mädchen? Was willst du?“

    Ohne Hemmungen antwortete er: „Vielleicht da weitermachen, wo du gerade aufgehört hast!“
    „Du bist frech“, knurrte ich ehrlich unwillig, weil mir diese Direktheit missfiel und weil ich mich erwischt fühlte.
    Georg merkte wohl, dass er zu vorlaut gewesen war. Mit seinem heißen Kuss versöhnte er mich. Ich merkte, wie er sich dabei an mir vorbei ins Zimmer drücken wollte. Gern gab ich nach und folgte dann auch seinem Hinweis: „Jetzt sollten wir aber lieber die Vorhänge schließen.“
    Meine Augen gewöhnten sich nicht so schnell an die Dunkelheit. Ich war deshalb von den Socken, als ich den nackten Männerkörper an meiner Seite fühlte. Alles war perfekt männlich an ihm. Ich wusste gar richtig, wieso es mir peinlich war, wie da unten am Schenkel immer wieder etwas anstieß. Bald wartete ich regelrecht auf den nächsten Stups.

    Georg bewies mir bald, dass auch ein Mann aus gutem Hause ein rechtes Ferkel sein kann, wie viele Leute meinen, wenn es ein Mann versteht, eine Frau perfekt französisch zu verwöhnen. Ich war begeistert von dem kleinen Ferkel. Sein ganzes Repertoire nahm ich freudig hin und belohnte seinen Fleiß dreimal mit herrlichen Höhepunkten. Mir entging nicht, wie stolz es ihn machte, dass ich so heftig auf seine Mühe ansprach. Allerdings blieb ich ihm auch nichts schuldig. Vermutlich hielten wir beide nichts von der neunundsechziger Stellung, denn er ließ sich recht gern in einen Sessel bugsieren und öffnete bereitwillig seine Schenkel. Nichts konnte er in dieser Stellung mit mir tun, als mein weiches rotes Haar zu streicheln. Ich hielt es nicht lange aus, ohne mich zwischen den Schenkeln mit eigener Hand ein wenig zu beruhigen; vielleicht aber auch noch mehr aufzuputschen, denn ich wusste bald nicht mehr, wohin mit meinen Gefühlten. Georg verriet mir später, dass er sich deshalb so abrupt zurückgezogen hatte, weil ich so in Rage war, dass er befürchten musste, ich würde ungewollt zubeißen. So Unrecht hatte er damit gar nicht. In meinem Kopf schwirrten nur noch die wahnwitzigsten Gedanken, meine Lust zu steigern und ihm unvergessliche Erinnerungen an diese Nacht zu hinterlassen.

    Es war verrückt, ehe es bei uns richtig zur Sache gehen sollte, waren wir beide schon von der Ouvertüre erst mal mächtig abgekämpft. „Du bist wundervoll verspielt“, lobte ich aus ehrlichem Herzen.
    „Und du bist eine Frau, die einen Mann für sein zärtliches Spiel mehr als belohnen kann. Es macht mich unheimlich froh, wenn ich spüre, wie du dich ohne Tabu hingibst und mich an deinen Höhepunkten teilhaben lassen hast.“
    “Hattest!?“ provozierte ich. „Willst du mich etwa schon allein lassen?“
    Ganz kleinlaut gestand er: „Ich bin wirklich in einer peinlichen Lage. Ohne Kondom können wir es wohl nicht wagen. Denk an die Familie. Nicht auszudenken, wenn wir ein Baby produzierten.“
    Ich hauchte: „Wenn es dich beruhigt, ich nehme natürlich die Pille. Aber mit Kondomen kann ich auch dienen.“
    „Du kleines Luder! Bist du immer so gut ausgestattet, wenn du zum Familientreffen fährst?“
    „Ich wusste doch, wen ich hier treffe“, konterte ich und sprang aus dem Bett.

    Wie ein Pascha ließ sich Georg seinen kleinen Mann verhüllen. Das tat ich zum ersten Mal, nachdem ich es vor vielen Jahren in der Schule an einem Holzmodell üben musste. Wir kamen allerdings dadurch in so eine aufgekratzte Stimmung, dass wir fröhlich übereinander herfielen.